Gesundheitsfördernde Gestaltung kann auch bedeuten, durch Design Risikoverhalten zu reduzieren. Forscher konnten nun zeigen, dass die Form eines Bierglases die Trinkgeschwindigkeit beeinflussen kann – und das ganz ohne warnende Aufkleber.
Grundlage der Untersuchung sind die formalen Unterschiede zwischen zwei Arten von Biergläsern, nämlich Bierkrügen und Weizenbiergläsern. Erstere sind in der Regel zylindrische Gefäße mit gleichmäßigem Durchmesser. Weizenbiergläser besitzen dagegen in der Regel eine konische Form. Die Forscher untersuchten das Trinkverhalten von Probanten aus den jeweiligen Gläsern anhand von alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken.
Es zeigte sich, dass Teilnehmer aus Weizenbiergläsern schneller tranken als aus Bierkrügen. Jedoch konnte dieser Effekt nur bei alkoholischen Getränken gefunden werden.
Welche Rolle spielt die Glasform?
Erklärt wurde dieser Effekt durch eine einfache Täuschung der Wahrnehmung. Die konische Form des Weizenbierglas führt dazu, dass sich in der oberen Hälfte des Glases deutlich mehr Flüssigkeit befindet als im unteren Teil. Der Pegel sinkt also zu Beginn deutlich langsamer als gegen Ende. Ein scheinbar halbleeres Weizenbierglas beinhaltet somit volumenmäßig bereits weit weniger als die Hälfte der maximalen Füllmenge.
Anders als bei nicht-alkoholischen Getränken, ist der Konsum von alkoholischen Getränken oft mit Selbstkontrolle verbunden. Wer also seinen Bierkonsum beim Trinken überwacht, schätzt die tatsächliche Trinkgeschwindigkeit beim Weizenbierglas falsch ein und hat sein Bier somit schneller leer getrunken (Was meist auch zu einer früheren Bestellung des nächsten Biers führt). Beim Bierkrug ist der Querschnitt des Behälters im oberen wie im unteren Bereich weitgehend gleich. Damit verändert sich der Pegel gleichmäßig zur Trinkgeschwindigkeit.
Für nicht-alkoholische Getränke wirkte dieser Effekt nicht, da laut Forscherteam hierbei die Selbstregulierung beim Konsum dieser Getränke eine untergeordnete Rolle spielt. Dementsprechend achtet man beim Trinken von Wasser oder Limonade weniger stark darauf, nicht zu schnell zu trinken.
Die Forscher wiesen darauf hin, dass diese Erkenntnisse für den Umgang mit sozialen Problemen wie etwa Jugendalkoholismus von großer Bedeutung sein kann.