Wer schon einmal mit schrägem Kopf vor einem Lageplan stand oder das Gefühl hatte, alle diese Gänge sehen gleich aus, kennt das Problem: Orientierung und Wegeführung in Gebäuden.

Mangelnde Orientierung kann im harmlosesten Fall nerven (z.B. durch Umwege, häufiges Anhalten, Personal fragen müssen) und im schlimmsten Fall gefährlich werden (z.B. durch schlecht gekennzeichnete Fluchtwege, Verirren in wenig frequentierten Gebäudeteilen).

Bei diesem Thema gehen Gestaltung und Psychologie Hand in Hand:

  • Menschen haben so genannte “kognitive Karten”, also mentale Vorstellungen von physischen Räumen, ihrer Lage und Entfernungen (z.B. der Bahnhof liegt zwischen Universität und Innenstadt). Diese Karten sind abhängig von individuellen Erfahrungen. Empirische Untersuchungen von kognitiven Karten helfen dabei, unterschiedliche Routen innerhalb eines Gebäudes nachzuvollziehen und davon Maßnahmen abzuleiten (z.B. wichtige Orientierungspunkte deutlich herausstellen).
  • Für die Orientierung innerhalb von Gebäuden ist es z.B. hilfreich, wenn…
    … man von den Eingangsbereichen aus die (Roll-)Treppen und Aufzüge direkt sehen kann
    … Grundrisse in mehrstöckigen Gebäuden auf jeder Ebene gleich sind
    … sich unterschiedliche Abschnitte des Gebäudes visuell voneinander abheben (z.B. unterschiedliche Farbe von Gängen)
  • Auch bei Schildern und Lageplänen ist einiges zu beachten, z.B.:
    • Schriftgröße und Schriftart
    • Umfang der Informationen
    • Ausrichtung (geradeaus im Raum = oben auf dem Plan)
    • Höhe der Anbringung
    • Wiederholung von Schildern an Abzweigungen
    • Mehrsprachigkeit und Braille-Schrift
    • Einsatz von Farben, Materialien und Piktogrammen

Mehr dazu hier: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25431446/
und hier: https://www.jstor.org/stable/41038587