In einem Wettbewerb suchte die Stadt Stuttgart innovative Ideen für die Nutzung der freiwerdenden Fläche direkt am neuen Hauptbahnhof. Das Designinstitut für Gesunde Gestaltung reichte in Zusammenarbeit mit Julio Gil Fariña von OLE (Office for Local Experiences) einen Beitrag ein: ein Ort, der menschliche und planetare Gesundheit verbindet.

Unsere Vision: ein Ort, der die einzigartige Identität der Stadt mit neuen Ideen zusammenbringt. Und das im Herzen Stuttgarts. Ein einladender und inspirierender Ort, an dem sich Stuttgarter:innen und Reisende gleichermaßen wohlfühlen. Ein Beispiel für ein gesundes, innovatives und nachhaltiges Stadtleben.

Hintergrund: Mit unserem Entwurf gehen wir auf zwei große Herausforderungen ein, mit denen wir als Gesellschaft konfrontiert sind: 1. die körperliche und mentale Gesundheit einer wachsenden Bevölkerung zu erhalten, 2. die planetare Gesundheit innerhalb der planetaren Grenzen zu erhalten. Wie die vergangenen Jahre zeigen ist menschliche Gesundheit nur in einer intakten natürlichen Umwelt möglich („One Health Ansatz“ der WHO).

Dieses Konzept übertragen wir auf die gebaute Umwelt. „Building One Health“ meint Bauen und Gebäude: zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Mensch und Natur. Dazu integrieren wir Prinzipien von menschlichem Maß, psychosozialer Unterstützung und nachhaltiger Bauweise.

Wir unterscheiden drei konzeptuelle Ebenen:

1. Healthy planet:

• Nachhaltige Bauprinzipien (z.B. Regenrückhalt durch Speicherdach, Regenwassernutzung, recycelter Beton, CO2-reduzierter Zement, lokal gewonnenes Holz)
• Energieerzeugung (z.B. Photovoltaik-Anlage)
• Pflanzen (z.B. Dachgarten, trockenheitsresistente Pflanzenauswahl, Sedum statt Gras)
• Tiere (z.B. insektenfreundliche Beleuchtung, Nisthilfen für Vögel und Insekten, insektenfreundliche Pflanzenauswahl)
• Kreislaufwirtschaft (z.B. Tauschregale für Bücher und andere Dinge, modulare Bauweise)

2. Healthy society:

• Café mit traditionell Schwäbischer Küche und anderen Angeboten in Bioqualität zu fairen Preisen
• niedrigschwellige Angebote für zwischenmenschliche Begegnungen (z.B. intergenerationaler Spielplatz)
• Angebote der Gesundheitsbildung

3. Healthy individual:

• konsumfreie Aufenthaltsbereiche
• Möglichkeiten zu körperlicher Aktivität im Gebäude und Dachgarten
• achtsamkeitsbezogene Angebote für alle Sinne (z.B. Duftpflanzen)
• Stärkung von Identifikation und Dazugehörigkeit (z.B. durch wechselnde Ausstellung besonderer Dinge von Bürger:innen)

Das Konzept umfasst eine bauliche Struktur, die Innen und Außen verschwimmen lässt. Sie setzt den angrenzenden Park fort und bildet eine Verbindung zum Europaquartier. Dabei bietet sie Schutz ohne von der Gesellschaft und der Natur abgeschnitten zu sein. Die unterschiedlichen Materialien und Qualitäten des Raums laden zum Entdecken ein. Die Geometrie des U-Bahnhofdaches setzt sich im Gebäude fort, sodass kleine Hügel entstehen.

Für unser Konzept haben wir drei Personas entwickelt:

Amina, die hier gerne die zahlreichen Aktivitäten besucht und neue Leute kennenlernt.

Sabine, die am liebsten mit ihrem Enkel Anton hierher kommt, wenn sie am Wochenende zu Besuch in Stuttgart ist.

Werner, der sich von der Gesellschaft vergessen fühlt, aber neue Hoffnung schöpft, weil er hier dazugehören kann.

Das Konzept „Building One Health“ veranschaulicht eine ganzheitliche Perspektive auf den öffentlichen Raum und sein gesundheitsförderndes Potential für Mensch und Umwelt. Dieses Verständnis lässt sich auch auf andere Kontexte übertragen. Schlüsselaspekt hierbei bleibt, dass Lösungen immer auf die unmittelbaren Kontextfaktoren und individuellen Bedürfnisse der Nutzenden zuzuschneiden sind. Einen methodischen Rahmen hierzu bildet unser Systemischer Evidenz-basierter Ansatz der Gesunden Gestaltung (SEA).

Lernen Sie uns kennen.