Wer im Rahmen gestalterischer Prozesse empirisch forschen möchte, steht zunächst vor der Herausforderungen zu seinem Entwurfsprojekt eine (oder mehrere) geeignete Forschungsmethoden auszuwählen, die zum Erkenntnisziel, dem Untersuchungskontext, den Fähigkeiten des Forschers bzw. der Forscherin sowie zum Budget, Zeitplan und anderen Parametern passt. Dabei stellt sich auch die Frage, aus welchem Pool an Methoden man hieraus wählen kann. In unserer neuen Reihe „Methoden-Review“ gehen wir unter anderem genau diesen Fragen nach und tauchen heute in die Welt der qualitativen sozialwissenschaftlichen Forschungsmethoden ein – das heißt wir fühlen mit einem Fußzeh einmal in dieses große Becken, denn die Sozialwissenschaften bieten eine kaum zu überschauende Fülle an Methoden.

Empiriker der Sozial-, Human und Geisteswissenschaften streiten sich fast traditionell darüber, ob qualitative oder quantitative empirische Methoden die aufschlussreicheren oder präziseren Forschungsmethoden darstellen. Dabei widersprechen sich beide Gruppen nicht, sondern fragen nur anders und könnten so auch als komplementäres Paar begriffen werden.

 

Der Unterschied zwischen qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden

Diese beiden Hauptgruppen der empirischen (Design-)Forschung sind recht klar zu unterscheiden. Denn die qualitativen Methoden fragen nach Qualitäten also dem Wie eines Sachverhaltes. Zum Beispiel werden Personen danach befragt, wie sie einen politischen Sachverhalten beurteilen. Oder sie werden bei einer Handlung beobachtet, um Informationen zu sammeln, wie sie bei dieser Handlung vorgehen.

Quantitative Methoden fragen dagegen nach Quantitäten, also nach zählbaren berechenbaren Mengen. Das ist die Welt der statistischen Rechenverfahren. Hier werden zum Beispiel Menschen beobachtet und es wird gezählt, wie oft sie eine bestimmte Handlung ausführen, welche Zeit sie dafür benötigen oder sie werden mittels standardisiertem Fragebogen darum gebeten mittels Skala eine Beurteilung oder Einschätzung abzugeben.

Während sich qualitative Methoden besonders gut als explorative Verfahren eignen, um etwa versteckte Bedürfnisse von Nutzern zu erkennnen, eignen sich quantitative Methoden sehr gut, um summativ also rückblickend zu beurteilen, ob etwa eine bestimmte Intervention (oder ein Prototyp) die gewünschte Wirkung (z.B. Nutzerverhalten, Attraktivität, etc.) erreicht hat.

 

Qualitative sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden

Unter den qualitativen Methoden lassen sich drei Hauptgruppen unterscheiden:

  • Beobachtung
  • Befragung
  • Inhaltsanalyse

Hinter diesen drei Begriffen verbergen sich unzählige Methoden und Methodenvarianten. Beobachtung meint dabei die visuelle Betrachtung von Menschen bzw. deren Verhaltensweisen. Diese Beobachtung kann teilnehmen oder nicht teilnehmend sein und kann offen oder verdeckt (also geheim) stattfinden. Während bei der Beobachtung die ForscherInnen selbst die Erkenntnis durch das eigenständige Betrachten generieren, geben die TeilnehmerInnen bei Befragungen selbst Auskunft über das zu Untersuchende. Diese Befragung kann als Interview in unterschiedlichen Varianten (z.B. exploratives Leitfadeninterview) ebenso umgesetzt werden, wie als Umfrage mittels qualitativem Fragebogen. Bei der Inhaltsanalyse werden dagegen meist bestehende Textdokumente (z.B. Reden oder Tagebücher) oder andere Medienerzeugnisse hinsichtlich ihres Inhaltes untersucht.

 

Welche Methode wann?

Wer einen Einstieg in die empirische Designforschung sucht, der kann sicherlich mit der Beobachtung sehr schnell und effizient Erkenntnisse generieren. Dabei definiert oft schon der Entwurfskontext selbst, ob der Forscher bzw. die Forscherin im Feld selbst tätig werden kann, also teilnehmend sein kann oder nicht und auch, ob die Beobachtung verdeckt stattfinden kann, darf oder gar muss. Wer beispielsweise das Patrouilleverhalten von Streifenpolizisten untersuchen möchte, dem wird es in der Regel schwer fallen, selbst auf Streife mitzulaufen also teilnehmend zu beobachten. Hier eignet sich eine nicht teilnehmende aber durchaus offene Beobachtung, bei der sich die Forschenden etwa auf einem Marktplatz positionieren und den zu untersuchenden Kontext genau beobachten und die Beobachtungen möglichst objektiv und präzise dokumentieren, um sie in einem späteren Schritt zu analysieren.

 

Konkretere Erkenntnisse liefern darüberhinaus gegebenenfalls Befragungen etwa in Form eines Leitfaden Interviews. Hierbei sollten jedoch AnwenderInnen sich etwas intensiver mit der Methode vertraut machen, um valide, objektive und reliable Ergebnisse zu erzielen. Genaueres hierzu wird im nächsten Teil der Serie „Methoden-Review“ zu lesen sein.